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13.11.2025 3 Min Lesezeit · Redaktion

Barrierefreiheit in Frauenhäusern: Fehlende Zugänge gefährden Schutz und Selbstbestimmung

Ein aktueller Bericht zeigt: In vielen Bundesländern fehlt Barrierefreiheit in Frauenhäusern. Betroffene Frauen bleiben ohne Schutzräume.

Barrierefreiheit ist nicht nur ein Thema für den Alltag, sondern im Ernstfall auch eine Frage der Sicherheit. Ein aktueller Bericht aus Sachsen-Anhalt hat offengelegt, dass Frauen mit Behinderungen oder Pflegebedarf kaum Zugang zu Schutzräumen haben. Nur drei von 19 Frauenhäusern sind vollständig barrierefrei, und von 44 Beratungsstellen im Land sind lediglich zwölf rollstuhlgerecht ausgestattet. Die Folge: Betroffene, die auf Mobilitätshilfen angewiesen sind, bleiben im Notfall ohne Zufluchtsort.

Der Bericht wurde im Landtag vorgestellt und hat eine bundesweite Debatte ausgelöst. Denn die Lage in Sachsen-Anhalt gilt als exemplarisch für viele Regionen Deutschlands. Zahlreiche Einrichtungen verfügen weder über Aufzüge noch über barrierefreie Sanitäranlagen oder Notrufsysteme, die für Frauen mit eingeschränkter Mobilität nutzbar wären. Damit bleiben genau jene Menschen ungeschützt, die auf Hilfe und Sicherheit besonders angewiesen sind.

Fachverbände sprechen von einem strukturellen Versagen. „Barrierefreiheit ist kein Luxus, sondern Grundvoraussetzung für Schutz und Teilhabe“, heißt es in einer Stellungnahme des Deutschen Behindertenrats. Viele Frauen mit Behinderung oder Pflegegrad könnten bei Gewalt nicht fliehen, weil Schutzräume räumlich oder organisatorisch unzugänglich sind. Besonders kritisch ist die Situation in ländlichen Regionen, wo Schutzunterkünfte oft nur über Treppen erreichbar sind und keine Alternativen bestehen.

Die Ursachen sind vielfältig: fehlende Baufinanzierung, unklare Zuständigkeiten und hohe Umbaukosten. Landespolitiker verweisen auf begrenzte Haushaltsmittel, doch Sozialverbände fordern Priorität. Der Umbau eines Hauses müsse nicht teuer sein, wenn er systematisch geplant werde. Schon der Einbau eines Plattformlifts oder eines kleinen Hublifts könne die Erreichbarkeit entscheidend verbessern. Außerdem braucht es Schulungen, damit Mitarbeitende wissen, wie sie Frauen mit Assistenzbedarf aufnehmen und unterstützen können.

Auch der Pflegeaspekt spielt eine Rolle. Frauen mit anerkanntem Pflegegrad benötigen in Krisensituationen nicht nur Schutz, sondern auch Pflegeleistungen. Derzeit gibt es kaum Einrichtungen, die beides leisten können: barrierefreien Zugang und Betreuung im Pflegebedarf. Sozialdienste fordern daher neue Förderprogramme, um spezialisierte Unterkünfte aufzubauen. Solche Projekte müssten eng mit Pflegekassen und Kommunen abgestimmt werden.

Langfristig sollen Bundesländer verpflichtet werden, Barrierefreiheit in Frauenhäusern und Beratungsstellen systematisch herzustellen. Dafür braucht es verlässliche Fördertöpfe und verbindliche Fristen. Experten betonen, dass technische Lösungen längst existieren – vom mobilen Lift über schwellenlose Zugänge bis zu akustisch-visuellen Alarmanlagen. Entscheidend sei der politische Wille, die Mittel bereitzustellen.

Gleichzeitig zeigt der Bericht, dass die Nachfrage nach barrierefreien Plätzen steigt. Immer mehr Frauen mit körperlichen Einschränkungen suchen Unterstützung, finden aber keine geeignete Unterkunft. Sozialarbeiterinnen berichten von Fällen, in denen Betroffene in Hotels oder Pflegeeinrichtungen untergebracht werden mussten, weil Frauenhäuser keine barrierefreien Räume anbieten konnten. Das gefährdet nicht nur den Schutz, sondern auch das Selbstbestimmungsrecht dieser Frauen.

Fazit: Barrierefreiheit ist ein Menschenrecht – und darf nicht an der Tür eines Frauenhauses enden. Der Bericht aus Sachsen-Anhalt verdeutlicht, dass der Schutz von Frauen mit Behinderung noch immer von Zufällen abhängt. Bund und Länder stehen in der Pflicht, Schutzräume und Beratungsstellen so auszustatten, dass niemand ausgeschlossen bleibt – egal ob mit Rollstuhl, Rollator oder Pflegegrad. Erst wenn Barrierefreiheit als Teil von Sicherheit verstanden wird, kann Selbstbestimmung im Ernstfall Wirklichkeit werden.

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Pawel Gringer
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