Die Bundesregierung hat das sogenannte Bau-Turbo-Gesetz beschlossen, das Planungs- und Genehmigungsverfahren in ganz Deutschland vereinfachen soll. Der Fokus liegt auf schnelleren Bauzeiten und weniger Bürokratie – doch auch für barrierefreies Wohnen könnte das neue Gesetz wichtige Impulse bringen. Insbesondere die Modernisierung bestehender Gebäude könnte künftig einfacher werden, was Eigentümern und Kommunen Spielräume für Umbauten wie Treppenlifte, Rampen oder Aufzüge eröffnet.
Kern des Gesetzes sind kürzere Fristen und vereinfachte Nachweispflichten bei Bauanträgen. Länder und Kommunen sollen digitale Verfahren verpflichtend einführen und Zuständigkeiten bündeln. Besonders in älteren Wohnquartieren soll der Umbau zu barrierefreien Standards künftig beschleunigt genehmigt werden. Laut Bauministerium ist das Ziel, Umbauten „innerhalb von Wochen statt Monaten“ freizugeben – sofern sie keine statischen Veränderungen oder Eingriffe in den Brandschutz betreffen.
Für private Eigentümerinnen und Eigentümer ist das ein Signal: Wer Barrieren abbauen möchte, kann künftig schneller handeln. Besonders interessant ist der neue Passus, der Genehmigungen für Maßnahmen zur Barrierefreiheit ausdrücklich priorisiert. Damit könnten etwa die Installation eines Plattformlifts oder eines Hublifts deutlich unbürokratischer möglich werden – vor allem dann, wenn die Bausubstanz erhalten bleibt und keine Tragwerksänderungen nötig sind.
Auch öffentliche Gebäude und Mehrfamilienhäuser profitieren. Künftig müssen barrierefreie Lösungen in Neubauprojekten von Anfang an mitgeplant werden. Förderstellen sollen besser verzahnt werden, damit Zuschüsse aus Landes- und Bundesmitteln gleichzeitig beantragt werden können. Die Bundesregierung spricht von einer „neuen Geschwindigkeit im Umbauprozess“ – Kritiker mahnen jedoch, dass beschleunigte Verfahren nicht zulasten der Sicherheits- und Qualitätsstandards gehen dürfen.
Baurechtsexperten sehen in dem Gesetz eine Chance, den Umbau im Bestand wieder in Schwung zu bringen. Jahrzehntelang galten viele Modernisierungen als genehmigungspflichtig, auch wenn sie faktisch keine statischen Risiken bargen. Das neue Gesetz erlaubt in bestimmten Fällen Genehmigungsfreiheit oder pauschale Zustimmung – ein Vorteil für Projekte, die auf Barrierefreiheit und altersgerechte Anpassung abzielen. Ob der Effekt spürbar wird, hängt nun von der Umsetzung in den Bundesländern ab.
Fazit: Der Bau-Turbo könnte dem barrierefreien Wohnen tatsächlich Rückenwind geben – wenn Planungsämter und Förderstellen an einem Strang ziehen. Schneller genehmigen reicht nicht, wenn gleichzeitig Förderanträge monatelang liegen bleiben. Wer Umbauten plant, sollte Genehmigung und Förderung künftig parallel vorbereiten, um Zeit zu sparen.