Immer mehr Sozial- und Behindertenverbände fordern ein verbindliches Gesetz zur Barrierefreiheit. Der Hintergrund: Trotz vielfältiger Programme und Fördertöpfe bleibt der tatsächliche Anteil barrierefreier Wohnungen in Deutschland gering. Nach aktuellen Berechnungen sind nur rund drei Prozent aller Wohnungen vollständig barrierefrei – Tendenz kaum steigend. Während die Bevölkerung altert, bleibt der Umbau zurück.
In einer gemeinsamen Erklärung mehrerer Verbände, darunter der Sozialverband VdK und die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe, heißt es: „Barrierefreiheit darf keine freiwillige Leistung mehr sein, sondern muss in allen öffentlichen Bauvorhaben und Förderprogrammen gesetzlich verankert werden.“ Gefordert wird, dass künftig keine Neubauten, Sanierungen oder Modernisierungen mehr ohne entsprechende Planung genehmigt werden. Das betrifft Wohnhäuser ebenso wie Bahnhöfe, Arztpraxen oder öffentliche Gebäude.
Ein zentraler Kritikpunkt ist, dass Fördermittel oft isoliert betrachtet werden. Während die KfW über Programme zur Energieeffizienz oder Modernisierung fördert, fehlt eine einheitliche Linie für barrierefreie Umbauten. Die Folge: Eigentümer müssen mehrere Anträge stellen, Nachweise doppelt erbringen und sich durch unübersichtliche Zuständigkeiten arbeiten. Verbände sehen hier Handlungsbedarf, um den Zugang zu Zuschüssen deutlich zu vereinfachen. Erste Schritte werden auf Länderebene diskutiert – etwa die Bündelung von Förderstellen in sogenannten „Umbauzentren“.
Auch der Fachbereich Pflege drängt auf mehr Tempo. Der bestehende Zuschuss von 4.180 € für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen deckt zwar viele Einbauten ab, reicht aber angesichts steigender Baukosten oft nicht mehr aus. Wer zum Beispiel einen Plattformlift oder Hublift installieren möchte, stößt schnell an finanzielle Grenzen. In Kombination mit kommunalen Programmen oder KfW-Zuschüssen ließe sich dieser Engpass mindern – vorausgesetzt, die Förderstrukturen werden klarer aufeinander abgestimmt.
Die Forderung an die Bundesregierung lautet deshalb: Barrierefreiheit soll zum festen Bestandteil aller Infrastrukturmaßnahmen werden – nicht als Zusatz, sondern als Grundvoraussetzung. Geplant ist ein Gesetzespaket, das bestehende Bauordnungen harmonisiert und Förderinstrumente bündelt. Dabei sollen Kommunen verpflichtet werden, regelmäßig über den Stand barrierefreier Projekte zu berichten. Ziel ist, Fortschritte messbar zu machen und Versäumnisse öffentlich sichtbar.
Fazit: Barrierefreiheit bleibt eines der zentralen sozialen Themen der kommenden Jahre. Ohne klare gesetzliche Vorgaben droht Deutschland beim altersgerechten Wohnen weiter zurückzufallen. Verbände hoffen, dass 2026 endlich der politische Wille wächst, Inklusion nicht nur zu fördern, sondern verbindlich umzusetzen.