Das Oberlandesgericht Karlsruhe hat in einem bemerkenswerten Urteil entschieden, dass ein Treppenlift-Unternehmen eine fehlerhaft angepasste Anlage auf eigene Kosten zurückbauen muss (Az. 12 U 61/25). Der Lift war für die Nutzerin nicht geeignet, da der Sitz zu hoch montiert und die Steuerung zu schwergängig war. Die Klägerin konnte den Lift daher nicht ohne fremde Hilfe bedienen. Das Gericht sah darin einen klaren Mangel, der die Gebrauchstauglichkeit ausschließt.
Das Urteil verdeutlicht: Anbieter tragen eine umfassende Beratungspflicht. Sie müssen sicherstellen, dass der Lift nicht nur technisch funktioniert, sondern auch den körperlichen Voraussetzungen der Nutzerin oder des Nutzers entspricht. Eine pauschale Standardlösung reicht nicht aus. Entscheidend ist das individuelle Aufmaß, die ergonomische Anpassung und die verständliche Einweisung. Fehlen diese Punkte, liegt ein Sachmangel vor – mit allen Konsequenzen.
Im konkreten Fall hatte der Anbieter argumentiert, die Kundin habe den Lift vor Einbau abgenommen. Das Gericht sah das anders: Die Abnahme sei nur wirksam, wenn die Funktion uneingeschränkt möglich ist. Die Klägerin musste beim Auf- und Absteigen regelmäßig Hilfe in Anspruch nehmen – ein klarer Widerspruch zum Zweck des Lifts. Das Unternehmen wurde zum Rückbau und zur Rückzahlung des Kaufpreises verurteilt.
Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist das Urteil ein wichtiges Signal. Es stärkt die Rechte gegenüber Herstellern und Installateuren. Wer einen Lift beauftragt, sollte auf ausführliches Aufmaß, ergonomische Anpassung und eine schriftliche Übergabe bestehen. Seriöse Anbieter dokumentieren jede Einstellung, übergeben Prüfprotokolle und weisen die Nutzer ausführlich ein. Eine Übersicht zu Einbau, Abnahme und Qualitätsstandards finden Sie unter Treppenlift Einbau und in unserem Bereich Treppenlift Wartung.
Auch für Fachbetriebe hat das Urteil Konsequenzen. Sie müssen interne Schulungen und Dokumentationspflichten ernst nehmen. Beratungsfehler oder Nachlässigkeit beim Einbau sind keine Bagatellen mehr, sondern Haftungsrisiken. Ein sauberer Montagebericht schützt beide Seiten – Kunde und Betrieb. Branchenverbände fordern daher, Qualitäts- und Prüfprotokolle verbindlich zu machen, um Streitfälle künftig zu vermeiden.
Fazit: Das Urteil aus Karlsruhe setzt Maßstäbe. Es verpflichtet Betriebe zu sorgfältiger Planung und ehrlicher Beratung. Für Verbraucher schafft es Sicherheit – und für die Branche den Anreiz, Standards konsequent einzuhalten. Denn ein Treppenlift soll helfen, nicht zum nächsten Rechtsstreit führen.