Die Diskussion um eine Reform der Pflegeversicherung hat an Fahrt aufgenommen. Im Zentrum steht derzeit die Zukunft des Pflegegrads 1. Mehrere politische Stimmen fordern, den niedrigsten Pflegegrad zu streichen oder in ein neues System mit Selbstbeteiligung zu überführen. Ziel wäre laut Befürwortern, die Pflegeversicherung langfristig zu stabilisieren. Kritiker warnen dagegen vor einer deutlichen Verschlechterung der Versorgungslage, insbesondere für Menschen mit leichten Einschränkungen.
Pflegegrad 1 gilt bislang als Einstiegsstufe für Personen, die in einzelnen Lebensbereichen Unterstützung benötigen, aber noch weitgehend selbstständig sind. Leistungen umfassen vor allem Zuschüsse für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen, Beratungen und Entlastungsbeträge. Eine Streichung würde bedeuten, dass viele Betroffene künftig ohne finanzielle Hilfen auskommen müssten, obwohl die Kosten für Pflegehilfsmittel, Alltagshilfen und barrierefreie Anpassungen weiter steigen.
Einige Fachverbände schlagen vor, Pflegegrad 1 in ein flexibles Präventionsmodell zu überführen. Dabei würden Mittel gezielter für Maßnahmen eingesetzt, die eine Verschlechterung des Gesundheitszustands verhindern sollen. Andere Stimmen halten dagegen: Eine Umstellung würde zusätzlichen Verwaltungsaufwand erzeugen und Betroffene verunsichern. Viele Pflegebedürftige und Angehörige befürchten schon jetzt, dass Anträge länger dauern und Bewilligungen restriktiver werden.
Aus Sicht der Praxis zeigt sich, dass der Pflegegrad 1 oft den ersten Zugang zu Hilfen markiert. Wird diese Schwelle erhöht oder gestrichen, kann sich das auf Antragszahlen und Beratung auswirken. Einrichtungen und Dienstleister müssten sich auf neue Abläufe einstellen. Auch die Förderfähigkeit bestimmter Investitionen, wie zum Beispiel eines Treppenlifts, könnte dann indirekt betroffen sein, wenn weniger Personen Anspruch auf Zuschüsse hätten.
Die Entscheidung dürfte in den kommenden Monaten fallen. Beobachter erwarten, dass ein möglicher Kompromiss in Form eines reformierten Pflegegrad-1-Modells kommt, das stärker auf Prävention setzt, aber bestehende Zuschüsse in reduzierter Form erhält. Für Betroffene lohnt es sich, laufende Diskussionen im Blick zu behalten und Anträge frühzeitig zu stellen, solange die bisherigen Regelungen gelten.