Eine neue Analyse mehrerer Pflegeberatungsstellen zeigt, dass im Jahr 2026 deutlich mehr Anträge auf einen Pflegegrad abgelehnt wurden – trotz steigender Fallzahlen. Besonders betroffen sind Menschen mit eingeschränkter Mobilität, chronischen Erkrankungen oder beginnender Demenz. Verbände sprechen von einer „stillen Verschärfung der Einstufungspraxis“.
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der bewilligten Pflegegrade um rund 7 Prozent gesunken, während die Zahl der Anträge um 12 Prozent gestiegen ist. Beratungsstellen berichten, dass vor allem Erstgutachten strenger bewertet würden. Das führe dazu, dass Betroffene notwendige Hilfsmittel, Umbauten oder die wichtigen 4.180 € Zuschuss für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen später oder gar nicht erhalten.
Für Familien bedeutet das oft erhebliche Mehrkosten. Ohne Pflegegrad gibt es keinen Zuschuss für notwendige Umbauten wie Treppenlifte, Sitzlifte oder Badanpassungen. Informationen zu diesen Leistungen finden Sie in unseren Bereichen Pflegekasse und Treppenlift Förderung.
Pflegeberater vermuten, dass steigende Kosten im Pflegesystem ein Grund für die strengeren Entscheidungen sein könnten. Offizielle Bestätigungen gibt es dafür nicht. Dennoch berichten Betroffene immer häufiger, dass Gutachten konkrete Einschränkungen nicht ausreichend berücksichtigen oder dass Termine für Wiederholungsprüfungen zu knapp bemessen sind.
Besonders kritisch sehen Sozialverbände die Folgen für die Barrierefreiheit. Wenn Umbaumaßnahmen verzögert werden, steigt das Sturzrisiko im häuslichen Umfeld. Viele Angehörige berichten, dass sie Maßnahmen wie Sitzlift oder Hublift aus eigener Tasche finanzieren müssen – obwohl dafür rechtlich Zuschüsse vorgesehen sind.
Verbände fordern deshalb eine Überarbeitung der Begutachtungsrichtlinien. Die Kriterien seien zwar klar definiert, würden aber in der Praxis oft unterschiedlich ausgelegt. Eine Vereinheitlichung der Prüfverfahren sowie digitale Dokumentation sollen Abhilfe schaffen.
Fazit: Die steigende Zahl der Ablehnungen gefährdet die Versorgungssicherheit. Betroffene sollten frühzeitig Beratung suchen, Widerspruchsfristen beachten und Dokumentationen sammeln, um ein realistisches Bild ihres Alltags abzugeben. Die Entwicklung zeigt, wie wichtig klare Richtlinien und transparente Entscheidungen im Pflegesystem sind.